Handwerk: Selbst schuld, wenn Frauen „harte“ Berufe auswählen?

Gleich vorneweg: Nein! Und Nein.

Schwangerschaft und Selbstständigkeit zu vereinbaren, stellt in vielen Berufszweigen eine Herausforderung dar. Im Handwerk ist die Situation zusätzlich erschwert.

Hier gilt es, eine Zeit zu überbrücken, in der die Schwangere teilweise oder ganz ausfallen können. Die jeweiligen Fixkosten des Betriebes laufen weiter und persönliche Lebensunterhaltungskosten und häufen sich an, ohne Aussicht auf anderweitige Entlastungen.

Angestellte aus der Handwerksbranche hingegen bleiben innerhalb der Schwangerschaft oft bei vollem Bezug zu Hause, wenn die Arbeiten als gefährlich für Kind & Schwangere eingestuft werden. Dieses Beschäftigungsverbot gibt es für Selbstständige nicht.

Ob sie während der Schwangerschaft weiterarbeiten oder nicht, bleibt Ihnen nach eigenem Gewissen, körperlichem sowie finanziellem Vermögen selbst überlassen. Wie einige unserer Initiatorinnen auch, ist Anna in der Handwerksbranche tätig und weiss, wie erschöpfend es sein kann, Kind mit Beruf zu vereinen:

„Hallo, ich bin alleinerziehende Mutter von 2 Kindern und bin selbstständig in der ökologischen Baubranche. Ich habe natürlich bis zur Geburt gearbeitet. Mit dickem Bauch auf‘s Baugerüst!
Mutterschutz war dann Hartz4 mit regelmäßigen Androhungen von Kürzungen, z.B. weil ein Baby nicht zum errechneten Termin schlüpfte.

Ich bin jetzt 36 Jahre jung und habe mich vor einem Jahr sterilisieren lassen. Mit den Worten: damit sichere ich mir meine Zukunft! Meine Firma läuft sehr gut. Staatliche Kinderbetreuung so la la. Häufige Kommentare die ich schlucken muss: hast du dir ja so ausgesucht.

Danke, fürs kämpfen, ich bin dabei! Anna.“

Für Schwangere im handwerklichen Bereich leider Alltag: kein geltendes Gesetz, das ihre körperliche Unversehrtheit fokussiert.

Innerhalb der Handwerksbranche ist die Problematik bekannt und in einem offenen Brief des Vereins Handwerkgrün e.V. thematisiert. Der Verein besteht aus einem Zusammenschluss von Handwerker*innen, die sich für branchenrelevante Entwicklungen auf politischer Ebene interessieren und betrachtet die Branche aus progressiver, nachhaltiger und grüner Perspektive.

Neben bundesweiten Kongressen zur Vernetzung von Gewerken und Mitglieder*innen untereinander, bietet Handwerkgrün e. V. Möglichkeiten für Kooperationen, Sponsoring und dient als Austauschplattform.