Uns wundert es nicht, dass in Selbstständigkeit arbeitende Mütter krank werden. Eher, dass so selten darüber gesprochen wird. Umso wichtiger die Thematisierung und Ausweitung von #mutterschutzfueralle.
E. arbeitete mit schweren Geräten sowie Pferden vor und während der Schwangerschaft. Auch ihre zweite Schwangerschaft im Jahre 2012 war von körperlicher Schwerstarbeit geprägt und hinterlässt bis heute deutliche Spuren:
„Ich war selbstständig (Arbeit mit Zugpferden im Wald und auf dem Acker sowie Seminartätigkeit Pferdeflüstern) und habe im Jahr 2010 und 2012 jeweils ein Kind zur Welt gebracht. Um das Elterngeld zu erhalten, wurde von mir als Selbständige erwartet, dass ich volle Leistung bringe − bis zum letzten Moment vor der Geburt.
Jeder Leistungsabfall hat das Elterngeld herabgesetzt, was für mich eine Katastrophe war. Für die Zeit nach der Geburt gab es zwar für mich Elterngeld, aber keine finanziellen Beihilfen, um meine Präsenz im Betrieb zu ersetzen, so dass ich letztendlich trotzdem viel selber leisten musste, um den Betrieb zu erhalten.
Ich bin durch den Stress, den das in meinem Leben gebracht hat, immer kränker geworden, so dass ich in der zweiten Schwangerschaftbereits in keinem guten Zustand mehr war. Mit einem Baby im Bauch und einem an der Brust musste ich wieder bis direkt vor der Geburt schuften, um bloss keine finanziellen Einbrüche durch dieSchwangerschaft zu haben, die sich ja wieder im Elterngeld niedergeschlagen hätten.
Mit dem zweiten Kind habe ich weiterhin versucht, meinen Betrieb aufrecht zu erhalten, was ich noch zwei weitere Jahre geschafft habe, bis ich meinem körperlichen Zustand völlig erlag, im „krankheitsbedingtem Burnout“, wie es so schön heisst. Eigentlich war es aber wohl eher ein Burnout bedingtes Kranksein, das aus der Überforderung von Selbständigkeit ohne ordentlichen Mutterschutz entstanden war.
Die einzige Hilfe, die ich mir im Betrieb leisten konnte, waren (jährlich wechselnde und daher betreuungsintensive) Freiwille aus BFD und FÖJ, die ich am Ende auch nacheinander entlassen musste, weil ich keine Kapazität mehr hatte, sie anzuleiten.
So sah ich mich gezwungen, meine berufliche Arbeit Ende 2014 komplett aufzugeben und habe all die Jahre bis heute gebraucht, um gesundheitlich einigermaßen wieder auf die Beine zu kommen und meine Kinder eine, zwar nicht gesunde, aber doch immerhin präsente Mutter zur Verfügung haben […].
Ich habe damals davon geträumt, gegen diese Ungerechtigkeiten anzugehen und natürlich fehlte mir und fehlt mir bis heute die Kraft dazu. Daher bin ich umso glücklicher, dass IHR das jetzt in die Hand nehmt! Viel Kraft wünsche ich Euch dafür von Herzen!“
Erfahrungen wie die von E. berühren. Vor allem machen diese wütend. Neben der offensichtlichen Zumutung, sich und das ungeborene Kind einer Verletzungsgefahr auszusetzen, waren die hier geltenden Regelungen weder gesundheitlich noch monetär sinnvoll. Der Umstand, dass für E. kaum finanzielle Unterstützung möglich war, resultierte in einer drastischen Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes. Sie musste ihren Beruf aufgeben und ist bis heute, 8 Jahre danach, immer noch beeinträchtigt.