Anspruch auf Betreuung? Realität: Einspruch!

„Eine gute Kinderbetreuung ist […] eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben in Deutschland. Seit dem 1. August 2013 gibt es für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz“ (Bundesregierung).

9 Jahre später: Raumausstatterin E. steht kurz vor dem Entbindungstermin noch auf der Leiter. Hat keine Zusatzversicherung im Voraus abgeschlossen und somit keinen Anspruch auf Mutterschutzgeld. Sie schließt ihren Betrieb, da keine Betreuungsmöglichkeit besteht.

„Im Januar 2020 hielt ich den positiven Test in der Hand.
Da war Corona noch gar nicht richtig Thema. Einen kleinen Puffer hatte ich mir schon zurückgelegt. Ich hatte wirklich eine sehr entspannte Frühschwangerschaft, bis im März Corona alles auf dem Kopf stellte.
Meine Kunden haben aus Angst alle Termine abgesagt. Dann der Lockdown. Ich habe Gott sei Dank keine Angestellten. Die Kosten liefen weiter.

Im 7. Monat, als die Kugel wuchs, machten sich die ersten Beschwerden bemerkbar. Ich hatte sehr starke Rückenschmerzen und meine Symphyse machte Probleme. Ich konnte mein rechtes Bein nicht heben und das ist als Raumausstatterin im Gardinenhandwerk nicht so optimal.

Als meine Kugel weiter wuchs, wurden die Beschwerden immer schlimmer. Ich war froh, wenn ich ins Auto und wieder aussteigen konnte. Als ich mich bei meiner Krankenkasse erkundigt hatte, ob mir Mutterschaftsgeld zusteht hieß es, dass ich nicht die Zusatzversicherung abgeschlossen hatte und ich somit keinen Anspruch habe. Ich wusste auch gar nicht, dass ich es hätte versichern müssen. Also zogen weitere Wochen ins Land, in den ich versucht hab, jeden Groschen den ich einnahm, zu sparen. 2 Wochen vor Entbindung stand ich zuletzt auf der Leiter.

Ich hatte 3 Monate volle Elternzeit. Die anderen Monate habe ich mir mit meinem Mann aufgeteilt. Bei meinem Elterngeld-Modell durfte ich was dazu verdienen. Leider verdiente ich zu viel und musste anteilig das Elterngeld zurückzahlen. Mein Laden musste ich leider schließen, da ich keinen Krippenplatz für meinen Sohn bekommen habe.

Bitterer Beigeschmack: meine Nachbarin (Hausfrau und Mutter) bekam einen Krippenplatz, weil ihr erstes Kind die gleiche Stätte besucht. Also arbeite ich nun von zuhause aus und habe endlich nach fast 2 Jahren eine Tagesmutter gefunden.“