Auch M. ist Unternehmerin, wurde als Unternehmerin schwanger und hat dann zwei Jahre lang als Alleinerziehende gearbeitet – für „lau“:
„Guten Tag Frau Röh,
toll, dass Sie sich für das Thema einsetzten. Selbständig und Kind und vielleicht noch alleinerziehend, das ist immer noch nicht so vorgesehen.
Ich habe 2009 mit immerhin 43 Jahren, recht überraschend, meine erste und natürlich einzige Tochter C. bekommen. Bis dahin hatte ich ein Architekturbüro mit teilweise 5 Angestellten und nebenher noch ein Restaurant mit bis zu 10 Angestellten. Das war schon eine arbeitsreiche Zeit. Dann habe ich zeitgleich mit der zu frühen Geburt das Restaurant (mit vielen Schulden) aufgegeben, aber mein Architekturbüro bis heute weiter geführt. Von Mutterschutz oder ähnlichem war vor oder nach der Frühgeburt natürlich keine Rede.
Meine Tochter war noch auf der Frühchenstation, da habe ich natürlich schon wieder gearbeitet.
Meine Tochter war noch auf der Frühchenstation, da habe ich natürlich schon wieder gearbeitet. Dann habe ich sie mit ins Büro genommen oder sie war bei der Tagesmutter, mit 1 ½ Jahren dann Kita, Schule, Hort, Ganztagsschule.
Zwischendurch 2010 hatte ich noch einen Nervenzusammenbruch, heute Burnout genannt, und war mit meiner Tochter 8 Wochen in einer Rehaklinik.
Die ersten zwei Jahre habe ich mit meiner Tochter von Hartz IV gelebt, aber immer voll gearbeitet, noch mit 2 Mitarbeitern (nur mit Minijob erlaubt) das Büro weitergeführt. Der Umsatz war ok, der Gewinn war bei null. Das Elterngeld wurde damals gerade eingeführt, da habe ich dann auch nur den Hartz IV-Satz bekommen. C’s Vater hat sich regelmäßig um sie gekümmert, als Koch hat oder wollte er aber bis heute finanziell nicht viel beitragen. Immer nur den Mindestsatz oder Unterhaltsvorschuss. Jeweils wird ja noch das Kindergeld abgezogen.
Heute ist C. 13, geht auf eine private Ganztagsschule, mein Büro läuft gut aber immer mit viel Zeiteinsatz. Abende, Wochenenden, wenig Urlaub.
Früher habe ich manche Benachteiligungen einfach so hingenommen und mir war klar, dass ich für alles selber sorgen muss.
Aber auch heute begegnet mir noch immer diese Ungerechtigkeit. Nach einer Rückenoperation ging es jetzt um die Beantragung einer Reha. Ich wollte meine Tochter als Begleitkind mit nehmen und hatte auch schon eine Klinik ausgesucht. Die Krankenkasse hat es geschafft die Genehmigung so lange raus zu zögern bis garantiert kein Platz mehr in einer passenden Einrichtung zu finden war. Jetzt wird es eine ambulante Reha mit täglich hin und herfahren, mit nebenher das Büro leiten und noch Haushalt und Kind versorgen. Sehr erholsam!
Klingt alles so dramatisch. Wenn es mehr Freiberuflerinnen, mehr Handwerkerinnen und mehr Geschäftsführerinnen gibt in Zukunft, wird sich hoffentlich etwas ändern.
Bestimmt durch Ihren Einsatz, vielen Dank.“